Jendrik Scholz beim Vortrag im SPD-Ortsverein Bad Cannstatt in der Villa Seckendorff
„Wenn wir über Rente reden, müssen wir zuerst über Arbeit reden“, stellte Gewerkschafter Jendrik Scholz gleich zum Einstieg in den Diskussionsabend der Cannstatter SPD in der Villa Seckendorff zum Thema Rente klar. Das umlagefinanzierte System, bei dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber über Beiträge die Renten finanzieren, habe sich bewährt.
„Seit der Finanzkrise wissen wir, dass eine kapitalfinanzierte Altersversorgung keine sichere Basis hat und das Umlagesystem nicht ersetzen kann“, erklärte der Leiter des Bereichs Arbeits- und Sozialpolitik beim DGB Baden-Württemberg. Zudem sei mittlerweile offensichtlich, dass gerade Geringverdiener schlicht nicht in der Lage seien, entsprechendes Kapital aufzubauen.
„Nur wenn Arbeitnehmer über ihr gesamtes Berufsleben hinweg gerecht entlohnt werden, fallen sie im Alter nicht unter die Armutsgrenze“, folgerte Gewerkschafter Scholz. Deshalb müsse die Politik alle Formen von Arbeitsverhältnissen energisch bekämpfen, die wie Leiharbeit oder Teilzeitjobs keine oder nur geringe Rentenansprüche schaffen. In Baden-Württemberg sei der Anteil an Normalarbeitsverhältnissen in den letzten zehn Jahren von 70 auf knapp 60 Prozent gesunken, in Großstädten wie Stuttgart liege der Anteil bereits bei 50 Prozent. „Teilzeit, 450-Euro-Jobs und Leiharbeit sind in der Regel schlecht bezahlt und führen meist nicht in einen sicheren Job, im Alter aber auf jeden Fall in die Armut“, fasste Jendrik Scholz seine Überlegungen zusammen.
Der Gewerkschafter freut sich deshalb über die Unterstützung aus der SPD für die Forderungen der Gewerkschaften. Dass die SPD Fehleinschätzungen der Vergangenheit korrigieren wolle, bewertete Scholz in der folgenden Diskussion positiv. Das Thema werde bei der nächsten Bundestagswahl mitentscheidend sein. Für die SPD sei wichtig, dass sich die Partei programmatisch auf die Mehrheit der Arbeitnehmer zu bewegte, die eine Stärkung des umlagefinanzierten Systems befürworte.
Im Anschluss an den regen Meinungsaustausch wählten die Mitglieder noch die neun Bad Cannstatter Delegierten für die anstehende Wahlkonferenz zur Bestimmung der beiden Stuttgarter SPD-Bundestagskandidaten.